Ein Zahnharter Auftrag 2.0

Ichabod kniff ein paar mal die Augen zusammen um die Bilder von Joanna aus seinen Erinnerungen zu vertreiben. Einige Momente wand er Helene den Rücken zu, um sich zu sammeln, dann hielt er ihr das Glas mit der Flüssigkeit entgegen. "Überrascht?" fragte er und lächelte leise. Einige Momente überlegte er dann winkte er Lene zu sich herüber. "Keine Sorge das wird keinen Schaden anrichten, aber ich halte es für ratsam dass du dieses Zeug erkennst." versuchte er sie zu beruhigen, denn wenn es ihn nicht getäuscht hatte war ein ängstlicher Ausdruck über Lenes Gesicht gehuscht. "Du kannst sehen wie die Flüssigkeit aussieht, aber aber die weitaus wichtigere Eigenschaft ist, der Geruch. Er richt in keinster Weiße unangenehm, sondern ist eher eine Art.....Lockstoff. Gleiches Prinzip wie bei Menschen. Menschen finden Vampire meistens auf eine Art interessant, anziehend, und genau das selbe passiert wenn Vampire diese Flüssigkeit riechen. Es kommt ihnen nicht bedrohlich vor, da es den menschlichen Teil, mag er auch noch so klein sein, in ihnen anspricht." erklärte Ichabod und sah ein wenig trübsinnig zu Helene. Er selber war wegen den tausenden von Versuchen immun dagegen, aber auch wenn das praktisch war, so vermisste er doch ab und an die Verlockung.

Interessiert beugte sich Lene vor und schnupperte an der Öffnung des Reagenzglases, das Ichabod ihr entgegenhielt. Sofort spürte sie, wie ihre Muskeln sich entspannten. Die Flüssigkeit im Reagenzglas roch wirklich angenehm, in diesem Punkt hatte Ichabod gewiss nicht gelogen. Lene fühlte sich, als befände sie sich mitten in einer riesigen Wiese, rund um sie herum nur duftende Blumen und bunte Schmetterlinge, so weit das Auge reichte. Genüsslich verdrehte Lene die Augen und beugte sich noch weiter vor. "Das riecht wirklich gut", meinte sie zu Ichabod und richtete ihre Augen auf das Gläschen. Ganz langsam streckte sie ihre Hand danach aus, im Wunsch, ewig an dieser Flüssigkeit reichen zu können. In diesem Moment vergass sie ganz, dass genau dieses Zeug tödlich war.

Ichabod beobachtete Helene kritisch und reagierte augenblicklich als sie die Hand ausstreckte. Er riss des Reagenzglas fort, und gab Lene einen leichten Klaps auf die Hand. "Siehst du, genau das passiert wenn du nicht aufpasst." fuhr Ichabod sachlich fort und sah Helene kurz entschuldigend an. Der Klaps war nicht fest gewesen, aber vielleicht hatte er sie beleidigt. Einen Moment sah er sie nachdenklich an, dann fuhr er fort. "Falls du mir jedoch länger zur Hand gehen wirst, wird die Wirkung nachlassen, zumindest in diesem Sinn." Vorsichtig stellte Ichabod das Gläschen in einen Halter zurück und lehnte sich gegen den Tisch. "Soweit verstanden?" fragte er und lächelte schief.

OOC: So genug jetzt, mir fällt nichts chemisches mehr ein xD

OCC: Okay. xD

BIC: Einen Moment lang starrte Lene perplex auf ihre Hand, bevor sie ihre Augen wieder auf Ichabod richtete. "Du hast ja Recht. Ich sollte wirklich vorsichtiger sein", meinte sie leise und senkte den Blick kurz, dann sah sie erneut zu ihm hoch. "Und ja, so weit habe ich verstanden", fügte sie schuldbewusst zu. Was mochte Ichabod von ihr denken? Er musste sie für ein ungeschicktes, kleines Mädchen halten, vielleicht sogar das Tollpatschigste und Dümmste, das er je getroffen hatte. Dabei wollte sie ganz anders vor ihm da stehen. Wenn sie nur an seine Augen dachte, wurde ihr schon ganz schwummrig. War sie etwa dabei, sich in Ichabod zu verlieben? Aber könnte so etwas überhaupt funktionieren? Immerhin war es viel erfahrener und es könnte wirklich gut sein, dass er sie als ein dummes, kleines Mädchen einstufte. Diese Erkenntnis liess Lene den Blick senken.

"Gut, ich halte es wohl für das Beste dass du bescheid weißt, so lange dieses Zeug hier herum fliegt." meinte Ichabod lächelnd und sah zu Helene hinab. Es war nur zu gut verständlich dass sie dem Gift verfallen war, auch ihm war es kaum anders ergangen als er die Flüssigkeit zum ersten mal in den Händen gehalten hatte. "Ich denke das war fürs erste genug Chemieunterricht" überlegte Ichabod laut. "Wie wäre es wenn wir ein wenig an deinen Erinnerungen arbeiten? Oder meinst du das ist zu anstrengend?" fragte Ichabod und legte seinen Kopf leicht schief. Er betrachtete Lenes Locken und staunte leise darüber wie sie selbst in dem gedämpften Licht zu schillern schienen.

Lene überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf, wobei ihre Locken lustig hin- und herwippten. "Ich glaube, dass ich das hinkriegen kann", meinte sie zuversichtlich und sah dann erwartungsvoll zu Ichabod. Sie wusste zwar nicht genau, was er darunter verstand, an Erinnerungen zu arbeiten, aber Lene stellte sich das nicht allzu anstrengend vor. Sie musste ja jediglich ein bisschen nachdenken, was konnte daran schon schwierig sein? Das hatte sie ja auch jahrelang in der Schule gemacht und würde es wahrscheinlich noch immer tun, wenn sie nicht zum Halbvampir geworden wäre. Sie richtete ihren Blick auf Ichabods Augen und wurde wieder einmal magisch von ihnen angezogen. Wie konnten Augen nur so bezaubernd und faszinierend sein?

"Okay, sehr gut." meinte Ichabod und schob Helene in das Wohnzimmer der Tapes. Erst dort lies er sie los und lief ein paar mal auf und ab. "Hast du Geschwister?" fragte er plötzlich, es wäre wohl am Besten wenn Lene sich als erstes an die Dinge erinnern könnte die sie nicht geheim halten müsste. Danach könnten sie sich Schritt für Schritt an die schwierigeren Dinge heran tasten. Interessiert sah Ichabid Helene an und legte den Kopf ein wenig schräg. Ihre Locken wippten noch immer sanft auf und ab und ihre Augen schienen ihn irgendwie zu bannen.

"Geschwister?" Lene war wirklich verwundert über diese Frage von Ichabod. Warum wollte er wissen, ob sie Geschwister hatte oder nicht? War das so wichtig? War das eine wichtige Erinnerung? Lene wusste es nicht. Ihr Blick war ein bisschen verwirrt, als sie zu Ichabod sah und schliesslich seine Frage beantwortete. "Ich bin ein Einzelkind", meinte sie leise und blieb mit ihrem Blick an dem Vampir hängen. Seine Augen waren wirklich fantastisch. Lene war davon überzeugt, noch niemals vorher solche Augen gesehen zu haben - oder sie erinnerte sich zumindest nicht daran.

"In Ordnung. Kannst du dich an deine Kindhet erinnern?" fragte Ichabod weiter. Er legte den Kopf leicht schräg, dann strick er sich mit bestimmender Geste eine Strähne weg, die sich in sein Gesicht verirrt hatte. Aufmerksam betrachtete er Helene, es fand es faszinierend wie sie ihr Handeln unbewusst ausdrückte. Fast so, als würde ihr Körper ohne jede Steuerung ihres Kopfes arbeiten. Bei keinem Menschen vorher war Ichabod dieses unbewusste Handeln so bewusst gewesen. Und auch ihre blauen Augen faszinierten ihn. Denn auch sie sagten mehr als Lenes Worte.

Lene nickte und überlegte dann, was sie Ichabod aus ihrer Kindheit erzählen könnte. Sie beschloss, einfach mal von vorne anzufangen. "Ich glaube, ich war etwa fünf Jahre alt, als wir in unser erstes Haus gezogen sind. Es lag direkt am Ufer eines Baches. Dort haben meine Eltern oft mit mir gespielt und ich bin im Sommer jeden Tag darin baden gegangen. Manchmal musste mich mein Vater herausfischen, weil ich sonst ertrunken wäre." Sie lächelte. "Aber ich liebte das Wasser. Ich war das erste Kind in der Schule, das schwimmen konnte. Darum haben mich die anderen immer beneidet." Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr. "Im Haus hatte ich ein eigenes Zimmer. Die Wände waren rosa angestrichen und ich hatte ein riesiges Prinzessinnenbett. Ich habe immer davon geträumt, eine Prinzessin zu sein, und ich habe mir gewünscht, ein richtiges Pony zu besitzen. Mit acht Jahren ging mein Wunsch in Erfüllung. Ich habe reiten gelernt und bin mit dem Pony ausgeritten. Es war ein Schimmel, kaum grösser als eine Dogge, und hiess Rose. Einmal hat es mich auf einem Ausritt abgeworfen. Ich war so verzweifelt, dass ich zu weinen angefangen habe, aber dann ist Rose zu mir gekommen, hat mir den Atem ins Gesicht geprustet und auf einmal war alles wieder gut." Sie sah zu Ichabod. Es tat ihr gut, aus ihrer Kindheit zu erzählen. Ihre Kindheit war einfach wunderschön gewesen.

Ichabod lächelte. "Das hört sich an, als ob du eine sehr schöne Kindheit gehabt hättest." stellte er fest. Er sah Helene prüfend an, nein sie sagte die Wahrheit, an ihrer Atmung und ihrem Stoffwechsel erkennen das sie nicht log. Das war ebenfalls ein Teil seiner Gabe, er konnte anhand den unbewussten Bewegungen erkennen ob ein Mensch log. "Erzähl mir etwas mehr. Kannst du dich daran erinnern wie du in die Schule kamst? Oder an Freunde die du hattest? Besondere Ereignisse?" erkundigte sich Ichabod und stoppte seine Gabe. All zu lange hielt er es einfach nicht aus, die vielen Reaktionen in seiner Umgebung brachten ihn immer etwas durcheinander.

Lene überlegte kurz, bevor sie weitererzählte. "In den ersten paar Klassen gab es eigentlich nichts Besonderes. Ich hatte ein paar Freunde, zu denen ich heute aber keinen Kontakt mehr habe, und besondere Ereignisse gab es eigentlich nicht. Nur in den letzten Jahren ist viel auf einmal passiert. Alles begann damit, dass mein Vater seinen Job verloren hat. Wir kamen nicht mehr über die Runden. So mussten wir das Haus am Bach verkaufen und zogen stattdessen in eine Wohnung in der Stadt. So kam ich in eine völlig neue Klasse und ich merkte von Anfang an, dass mich längst nicht alle akzeptierten. Die einen haben mich einfach ignoriert, die anderen haben mir Streiche gespielt und mich vor allen blossgestellt." Sie schluckte kurz und senkte beschämt den Blick. "Ich wurde als hässlich und dumm beschimpft und hatte eine Geschichtslehrerin, die das genau so sah und mich das auch wissen liess, wann immer sie Gelegenheit dazu hatte. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten... und na ja... Darüber möchte ich jetzt nichts erzählen." Sie war nach und nach unsicherer geworden. Ob Ichabod spürte, dass sie ihm etwas Entscheidendes verheimlichte? Sie hoffte, dass er es nicht tat, denn es wäre ihr äussert unangenehm, davon zu erzählen. In den letzten Monaten hatte sie es ein bisschen vergessen können, aber jetzt kam es mit voller Wucht zurück an die Oberfläche.

Ichabod legte den Kopf ein wenig schief. "Du musst es mir nicht erzählen, außer es hat etwas mit den Tapes zu tun. Könnten sie in diesem Moment in dein Leben getreten sein?" hakte Ichabod nach, auch wenn er Lenes Unbehagen spürte. Er erkannte es an ihren geballten Fäusten, und ihrem gesenkten Blick. In diesem Moment fühlte er sich irgendwie hilflos, ein absurdes Gefühl als Vampir. Er hatte ein schlechtes Gewissen Helene solch eine Erinnerung zu entlocken, doch was wenn es der entscheidende Punkt war? Wenn dass der Schlüssel zu ihren verlorenen Erinnerungen war?

Lene zögerte. Sollte sie es Ichabod wirklich erzählen? Wie würde er darauf reagieren? Würde sie noch schlechter vor ihm dastehen als jetzt? Sie wusste es nicht. Aber sie beschloss, es einfach mal zu versuchen. Vielleicht würde ihr das ja helfen. Und wenn nicht, hatte sie es wenigstens probiert. Sie holte tief Luft, bevor sie weiterfuhr. "Okay, es hatte was mit den Tapes zu tun. Es war an einem Freitag. Ich wurde wieder einmal beschimpft und die Geschichtslehrerin hat mich während dem Unterricht wissen lassen, was sie von mir hält. Nach der Stunde musste ich auch noch länger dableiben und dann..." Lene schluckte. "Dann hat sie mir gedroht, mich umzubringen, wenn ich noch einmal so reagieren würde", flüsterte sie. Sie war noch immer absolut geschockt über das, so dass sie es kaum in Worte fassen konnte. "Sie war so krank und hat mir Leid getan, aber ich wollte nicht, dass sie mich tötet. N...nach der Schule habe ich beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann. I...ich bin mit dem Fahrrad zu einer abgelegenen Brücke gefahren und bin aufs Geländer gestanden. Auf einmal hörte ich jemanden. Ich wollte mich umdrehen, habe aber das Gleichgewicht verloren. Und na ja, den Rest... kannst du dir ja selbst zusammenreimen." Lene war immer leiser geworden, aber sie zweifelte nicht daran, dass Ichabod sie verstanden hatte. Schüchtern sah sie zu ihm hoch. Wie er wohl reagieren würde?

Ichabod nickte nur ruhig. Natürlich schockte ihn dieses Geständnis aber er war zu professionell als das er sich irgendwie etwas anmerken lassen würde. "In wie fern hat sich dein Leben dann verändert?" fragte Ichabod behutsam nach, als er eine Weile geschwiegen hatte. Er hoffte nicht zu früh weiter gefragt zu haben, doch Lene schien nicht den Eindruck zu machen als ob sie in einem Anfall von Wut das gesamte Zimmer zerstören würde.

Lene brauchte eine Weile, um zu überlegen. Wie hatte sich nach ihrem missglückten Selbstmordversuch ihr Leben verändert? Und könnte sie das Ichabod wirklich alles erzählen? Schliesslich kannte sie ihn überhaupt noch nicht lange und er stellte ihr Fragen, zu denen sie normalerweise nie eine Antwort gegeben hätte. Wäre es denn eben nicht Ichabod gewesen. Er schien wirklich an ihren Erzählungen interessiert so sein, jedenfalls schien es so. Und wenn sie ehrlich war, hoffte das Lene auch. Ansonsten hätte es ja keinen Sinn gemacht. Gerade wollte Lene zu sprechen beginnen, als sie plötzlich einen eigenartigen, schmerzhaften Stich in ihrem Kopf verspürte. Sie verzog das Gesicht. "Ähm... Ich... Ich brauche einen Moment", brachte sie hervor und versuchte, den Schmerz aus ihrem Kopf zu verbannen.

Ichabod kniff die Augen zusammen als Helene das Gesicht verkniff. "Ist alles in Ordnung mit dir?" fragte er behutsam, darauf gefasst dass sie die Frage verneinen würde. Was hatte Helene? War die Erinnerung zu viel gewesen? Oder gab es noch einen anderen Grund für ihren Schmerz? Beunruhigt huschte Ichabods Blick im raum umher, dann kehrte er zu Lene zurück. Mit jeder Sekunde die verstrich und in der Helene nicht antwortete wuchs Ichabods Unbehagen. Er fühlte sich aus irgendeinem Grund verantwortlich für sie, schließlich war es mehr oder weniger seine Schuld gewesen, dass sie angegriffen worden war.

Lene zwang sich, regelmässig ein- und auszuatmen, denn ansonsten fürchtete sie zu hyperventilieren. Das war ihr schon einmal passiert, allerdings nicht wegen Schmerzen im Kopf. Sie presste die Lippen aufeinander und liess ihren Blick kurz zu Ichabod gleiten. "Klar, es ist alles okay. Ich brauche nur ein wenig Zeit, um zu überlegen", log sie und hoffte, dass Ichabod sie nicht durchschauen würde. Doch dass das passierte, war sowieso logisch; denn erstens war sie keine Lügnerin und zweitens kannte sie Ichabod mittlerweile bestimmt gut genug, um ihre Stimmungsschwankung zu bemerken. Ihr Gesicht wurde heiss, während der Schmerz in ihrem Kopf immer schlimmer zu werden schien. Benommen taumelte Lene einen Schritt vorwärts, hielt sich aber weiterhin auf den Beinen. Sie würde doch jetzt nicht einfach so zusammenklappen, oder?